Schattenarbeit
Sich selbst so anzunehmen wie man ist, kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Besonders dann, wenn wir unseren Schatten begegnen. Den Themen, die wir am liebsten nie „anfassen“ würden. Ich glaube, wir alle haben diese Themen, die uns schon unser ganzes Leben begleiten und wir uns manchmal fragen: Warum?
Dabei ist die Antwort wohl gar nicht so wichtig. Vielleicht reicht es zu wissen, dass es uns antreibt. Dass es uns suchen lässt. Weil wir uns genau an diesen Punkten noch nicht „rund“ fühlen.
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Delia: „Vor diesen Schatten oder Ungeheuern haben die Menschen Angst und tun alles Mögliche, um ihnen nicht zu begegnen. Sie beschäftigen sich mit ach so wichtigen Dingen, sie schauen, dass sie möglichst selten alleine sind und natürlich schaffen sie Abhängigkeiten, in denen sie dauernd eingebunden werden, um nie Zeit für sich zu haben.“
„Das klingt aber ganz schön hart“, meinte Ruth.
„Ich urteile nicht. Es ist lediglich das, was ich beobachte und selbst von mir kannte. Da ist so viel Angst vor dem Schatten, dass man lieber sein Leben lang eine Lüge lebt, als dass man sich mit diesen scheinbar fürchterlichen Dämonen auseinandersetzt.“
„Sind sie denn so schlimm?“, fragte Ruth nach.
„Die Angst davor und was wir alles tun, um ihnen auszuweichen, ist viel schlimmer.“
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Ich erkannte diese Tage einmal mehr, wie viel Schmerz wir uns selbst zufügen, weil wir uns diesem Schatten nicht annehmen. Sie versuchen „loszulassen“ ohne wirklich hinzuschauen. Weil wir sie nicht sehen wollen. Ist es nicht so, dass unsere eigene Beurteilung die ist, die uns am tiefsten trifft?
Denn egal wie sehr wir im Aussen nach Bestätigung suchen mögen oder nach jemandem, dem es ebenso geht – letztendlich landen wir wieder bei uns selbst, weil uns die Annahme des Schattens niemand abnehmen kann.
Je mehr wir uns jedoch von dem lösen, was wir denken zu sein, umso leichter kann es gehen. Wir sind nicht das, was wir glauben zu sein.
Wir sind nicht unser Aussehen, unsere Leistung oder unseren Charakter. Wir sind nicht das, was andere über uns sagen. Wir sind viel mehr und gleichzeitig gar nichts davon. Es ist nur eine Erscheinung. Eine Energiewelle auf der Bühne der scheinbaren Realität.
Achte darauf, mit was du dich identifizierst. Fühle, was es mit dir macht. Beobachte. Schatten sind nicht schlimm, auch wenn sie sich oft so anfühlen. Sie sind nur solange bei uns, bis wir die Transformation dessen erlauben.
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„Warum wirkst du immer so ruhig und gefasst? Kennst du diese Verletzlichkeit nicht auch?“, fragte Ruth.
Delia war eine ganze Weile still, bevor sie antwortete: „Ja, ich kenne diese Verletzlichkeit und ich kenne die tiefsten aller Tiefen in mir. Ich bin durch die dunkelste Dunkelheit meiner Seele gegangen und habe erkannt, dass nichts in mir oder außerhalb von mir ist, vor dessen ich mich fürchten müsste. Und ja, ich kenne Traurigkeit oder Wut auch heute noch. Doch ich bin lange Wege gegangen, um zu verzeihen, anzunehmen und lieben zu lernen. Mit der Zeit haben sich die Fäden dann so verwoben, dass ich nun ein Ganzes sehe und fühle. Ich bin alles und ich bin nichts. Deshalb bin ich ruhig. Ich sehe, dass alles gut ist, wie es ist.“

Wunderbar geschrieben, liebe Livia! 🙂
Leider verstecken sich manche Schatten auch sehr gut, so dass man sie lange nicht wahr nimmt. Vermutlich weil man so sehr gewohnt ist, nicht hinzuschauen.
Oder manchmal ist es vielleicht auch noch nicht an der Zeit, sie zu entdecken.
Zum Glück gibt es liebe Menschen, die sie einem bewusst machen können.
Dieser ganze Weg ist in meinen Augen eine einzige Bewusstseinsarbeit.
Sei herzlich gegrüßt!
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